Lebenslang

Lebenslang

2002, Duett, 60 Min., 12 x 10 Meter

Über das Stück

Das Stück „Lebenslang“ basiert auf den Biographien der Tänzerinnen Margaret Illmann und Bettina Thiel. Beide sind zwei außergewöhnlich erfolgreiche, klassische Solistinnen, sogenannte Ballerinas. Ballettsolistinnen gehören zu den erstaunlichsten kulturellen Hervorbringungen des bürgerlichen Zeitalters. Sie sind wundersame, fragile Gebilde ohne welche die großen klassischen Stücke des Balletts undenkbar sind. Selbst heute sind zumeist Sie es die mit ihrer Inspiration der vampiristisch erscheinenden Welt des Balletts immer wieder neues Leben einflößen müssen. Bettina Thiel und Margaret Illman können bereits auf ein reiches Tänzerleben zurückblicken. In der Welt des Balletts gelten Sie nun als „alt“ d.h. man könnte jetzt einen ersten Rückblick auf ihr tänzerisches Leben wagen aber wie erinnert sich ein Tänzer, was bedeutet getanztes Leben, wo wird es aufbewahrt oder wie könnte man sich eine Tänzerin, auf einem Dachboden in ihren alten „Bewegungen“ rumstöbernd, vorstellen. Und was passiert mit Ihnen selbst: wie erleben sie ihr Altern im Tanz, was geschieht da mit Ihnen und wo wird es sie hinführen? Solche Fragen standen am Ausgangspunkt einiger Interviews die C.Winkler mit den Tänzerinnen führte. Sie bildeten die Grundlage für die choreographische Arbeit die sich als eine Art Spiegelung, einen fremden Blick auf diese zwei Frauen, Künstlerinnen und Tänzerinnen versteht.

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credits

Ein Stück über und mit Margaret Illmann und Bettina Thiel | Choreographie: Christoph Winkler | Musik: Hazard, Akira Rabelais, Chris Carter, Legendary Pink Dots, Lustmord, Fennesz | Produktion: Christoph Winkler und Barbara Friedrich

Mit freundlicher Unterstützung durch den Fonds Darstellende Künste e.V. aus Mitteln des Beauftragen der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien. Dank an Frederick Ashton, Patrice Bart, John Cranko, William Forsythe, Jean Coralli, Petipa

Pressauszüge

Christoph Winkler kommt vom klassischen Ballett und ist der Shootingstar der Szene ... Die beiden Ballerinen Margaret Illmann und Bettina Thiel tanzen, und das Ballett selbst ist auch Thema. .. Die Kritik war begeistert. Der Standard Spezial, Wien

Sein Duett "Lebenslang für die beiden Ballerinen Bettina Thiel (Deutsche Staatsoper Berlin) und Margaret Illmann (Wiener Staatsoper) besticht mit einer gelungenen Mischung aus biographischen Fakten und ansprechendem Tanz, ergänzt von Texten und Videoeinspielungen... Die Flüchtigkeit des Tanzes wird zum Greifen nahe, der Tanz gewinnt durch die Menschliche Beinahe-Tragödie eine neue Dimension. Doch das Duett zeigt auch viel über Interpretationsmöglichkeiten durch Stimme und Körper, verbindet Zitate aus bekannten Choreographien mit heutigen Tanzformen. Ein gelungenes Stück für zwei außergewöhnliche Tänzerinnen. Bolschoi-Magazin

Liebling 2002. Christoph Winkler. 20 Stücke seit 1999, bis vor kurzem ohne Senatsgelder, hat Winkler choreografiert. In diesem Jahr gelang ihm mit Lebenslang noch einmal ein riesiger Schritt. Winkler gehört zu den größten Begabungen im deutschen Tanz. Zitty

Lebenslang heißt das Stück, das im Rahmen des SoloDuoFestival 2002 im Theater am Halleschen Ufer, Berlin, zwei der interessantesten Tänzerpersönlichkeiten zusammenführt – nicht in einem fiktiven Ballett, auch wenn Margaret Illmann am Ende zu ihren Spitzenschuhen greift, sondern in einem aufregenden Biografie-Projekt, das bei allen Höheflügen nie seine Bodenhaftung verliert... Christoph Winkler engt den Spielraum seiner Solistinnen nie ein, deshalb erscheinen beide bei aller choreografierten Gleichheit ganz unterschiedlich: Das Solo der Margaret Illmann hat anfangs noch etwas Stockendes, Stabiles, „Gerades“, bevor es sie sich „gehen“ lässt. Bettina Thiel ... gibt ihrem Tanz inzwischen eine Leichtigkeit, die alles Balletthafte überwunden hat: ein Gegensatz, in „Lebenslang“, grandios ausgereizt. ballett-tanz

Inszenierung des Jahres: Lebenslang, Choreografie: Christoph Winkler (Theater am Halleschen Ufer) Bühnenkünstler des Jahres: Bettina Thiel und Margaret Illmann in „Lebenslang“. Tipp, Bühne: Jahresrückblick 2002

Hat das Ballett nur eine Zukunft, wenn es offener auf andere Systeme der Kunst zugeht? Christoph Winkler hat ... nach möglichen Antworten gesucht. Wie ein Archäologe beginnt Winkler seine Recherche an der Oberfläche, gräbt erst allmählich in die Tiefe, und nicht nur deshalb ist „Lebenslang“ auch ein Stück für Fans. Sein Dialog von Ballett und zeitgenössischem Tanz überzeugt ... Stuttgarter Nachrichten

Der Berliner Choreograf Christoph Winkler unternimmt in seinem Tanzstück „Lebenslang“ ... eine sehr persönliche, ganz auf der Biografie der zwei Frauen basierende Innenschau eines Lebens als klassische Tänzerin. Winkler, in seinen Arbeiten als freischaffender Choreograf eher ein kritischer Hinterfrager des akademischen Tanzes, hat das sehr sensibel, mit Respekt für die Kunst und die Persönlichkeit der Tänzerinnen in den Soli und Pas de deux seiner formstrengen, minimalistischen Choreografie umgesetzt. Der Rebell des Tanzes und zwei große Ballerinen – eine faszinierende Tanzbegegnung. Stuttgarter Zeitung

Die beiden Tänzerinnen, die sich typmäßig so fabelhaft ergänzen, feierten einen Triumph, wie er bei ihrem Auftritt in der Oper, einschließlich der Blumensträuße, nicht jubelnder hätte sein können. Es war aber auch ein tolles Programm. ... Das war zunächst einmal diesem jungen Choreografen Christoph Winkler aus Berlin zu verdanken ... Der stellte den beiden Fragen über ihr künstlerisches und privates Selbstverständnis, wie ich sie so intelligent und so nachbohrend schon lange nicht mehr erlebt habe. ... Und der sie dann auch choreografisch bis an ihre Grenzen gefordert hat. tanznetz.de

„Lebenslang“ ist der spannende Versuch, die Berufsgeschichte zweier äußerst erfolgreicher Ballettsolistinnen zu verarbeiten; dabei vermengen sich das Private und das Professionelle. ... So geht es um ganz konkrete Fragen, die das Leben der Tänzerin umkreisen. Zum Beispiel: Was bedeutet, 22 Jahre an demselben Haus engagiert zu sein. ... Statt einer Antwort aber wendet sich Thiel, ihrer introvertierten Art entsprechend, langsam um und beginnt ein ergreifendes, auch radikales, eben nicht sentimentales Solo. Sie findet, ebenso wie später der souverän-glamouröse Ballettstar Margaret Illmann, zu essentieller Bewegung, zu gebundener Form – wie Verse sich von Prosa unterscheiden. Tagesspiegel