RechtsRadikal

RechtsRadikal

2013, 4 Tänzerinnen, 70 Min., 14 x 12 Meter

Über das Stück

Sie besetzen Schlüsselstellen in allen Bereichen und scheuen auch vor Gewalt nicht zurück. Gerade junge Frauen in den freien Kameradschaften mischen sich aktiv in die Strassenkrawalle rund um Neonazidemonstrationen ein. Doch trotz ihrer gewachsenen Bedeutung für die rechtsradikale Bewegung sind sie nach wie vor mit einer Ideologie konfrontiert, die nicht nur alles andersartige bekämpft sondern auch auf einem extrem biologistischen Rollenverständnis basiert. Ein äußerer Ausdruck dieses Konfliktes ist der Feathercut – eine Skinheadfrisur die einen kurz geschorenen Kopf noch mit einem Rest von Pony kombiniert. In “RechtsRadikal” untersucht nun Christoph Winkler zusammen mit vier jungen Tänzerinnen sowohl die äussere wie auch die inneren Zeichen für den Zwiespalt gibt in dem sich rechte Frauen befinden. Die Radikalisierung des Körpers ist ein Drama des Körpers, denn rechte Ideologie ist im wahrsten Sinne des Wortes extrem, sowohl nach aussen als auch nach innen. Frauen die sich dort hineinbegeben werden somit gleichzeitig Akteure, aber auch Objekte ihrer männlichen Kampfgenossen. “RechstRadikal” sucht den körperlichen Ausdruck für diesen Konflikt.

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3Sat Kulturzeit

credits

Konzept: Christoph Winkler | Von und mit: Mercedes Appugliese, Emma Daniel, Shiran Eliaserov, Katarzyna Sitarz, Claire Vivianne Sobottke | Kostüme: Lisa Kentner | Technik: André Schulz | Produktionsdraamturgie: ehrliche arbeit - freies Kulturbüro
Eine Produktion von Christoph Winkler und ehrliche arbeit - freies Kulturbüro | Kamera: Walter Bickmann Tanzforum Berlin

In Koproduktion mit LOFFT - DAS THEATER. In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll Stiftung und SOPHIENSÆLE. Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und der Stadt Leipzig, Kulturamt. Mit freundlicher Unterstützung von Phase 7.

Termine

Pressauszüge

…eine strenge, puristische und eindrucksvolle Studie. Berliner Zeitung

…zeigt, dass auch Frauen Abgründe haben… Inforadio

Winkler unterliegt nicht der Verlockung, plakativ zu werden, lediglich zu bebildern, was die täglichen Nachrichten bereits vermelden. Das Quartett aus starken Tänzerinnen macht den einstündigen Abend zum Gewinn. tanznetz.de

Tatsächlich verhält sich "RechtsRadikal" mehr wie eine Frage denn wie eine Behauptung. Das Stück liefert ja keine soziologischen Erklärungen für Rechtsradikalismus. Es beschreibt viel mehr Phasen der Selbstverfertigung und des pubertären Trotzes, die einer Anfälligkeit für Ideologien den Boden bereiten können. Was passiert dann, wenn rechtsextreme Radikalisierung als Angebot im Raum steht, als sicheres Werkzeug, Aufmerksamkeit zu erzeugen? - taz

In "Rechtsradikal" erforscht Winkler den inneren Konflikt, dem sich viele rechte Aktivistinnen alltäglich ausgesetzt sehen. Auf der einen Seite steht die Sehnsucht nach Macht, nach Stärke, nach Dominanz. Auf der anderen ihre ideologisch festgeschriebene Funktion als Heimchen am Herd, als Kindsmutter, als Gebärmaschine. Vier Akteurinnen benötigt Winkler, um die Seele der Durschnittsneonazistin zu sezieren. Die Tänzerinnen gehen dafür an die körperlichen Grenzen - und bisweilen darüber hinaus. Sie kämpfen mit sich, zerreißen sich sprichwörtlich, stöhnen und schnaufen. […] Das Wagnis, ein höchst sensibles, politisches Thema ohne Worte auf die Bühne zu transformieren, geht auf. Der Zuschauer durchlebt mit den Tänzerinnen binnen einer Stunde die Unterdrückung, Erniedrigung, aber auch die Unterwürfigkeit rechtsextremer Frauen. - Leipziger Internet Zeitung

Was hier wirkt (und würgt) sind die Spasmen fanatischer Gesinnung, die Kraft-Krämpfe aggressiver Ideologie. Körper-Radikalisierungen, die eigentümlich fesselnd auch wirken, eben weil diese Körper weibliche sind in ihren Bewegungen hierarchischer Grenzziehungen, den gestischen Selektionen, Abfolgen eines Vereinnahmen und Ausgrenzen. […] beklemmend absurd. - Leipziger Volkszeitung

Blicke, die etwas Anklagendes haben, Hände, die eine Gewaltbereitschaft signalisieren, bevor sie sich noch zu Fäusten ballen. Nicht zuletzt aber Bewegungen, die einen langsamen Verlust ihrer Identität erkennen lassen. Je mehr sich die vier Tänzerinnen verausgaben, sich ihrer selbst entäußern, desto anfälliger werden sie in ihrer Leere für einen Extremismus, der ihnen in einer verschworenen Gemeinschaft anscheinend Halt gewährt. Wie in dem reproduzierten Videoclip einer gespenstischen Nazi-Demo streifen sie sich schwarze Kapuzenjacken über - das Gesicht verborgen unter weißen Masken, die sie zu sogenannten "Unsterblichen" machen, als welche sie des Nachts durch deutsche Städte geistern. - Hartmut Regitz, tanz

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