Sheroes

Sheroes

2017, 6 Tänzerinnen

Über das Stück

I don’t give a damn what the people say

I’m gonna do it, gonna do it my way

Gonna let it all out an do my thing

Boom boom boom an a bang bang bang

Oh-do your thing

– Basement Jaxx

„Sheroes“ nimmt das gestiegene Interesse an starken Frauenfiguren zum Anlass, um unser Verhältnis zum Heroismus zu hinterfragen. Der Umstand, dass zahlreiche Filme wie „Ocean’s Eleven“ oder „Ghostbusters“ momentan ihr „female remake“ bekommen, ändert nichts an der Tatsache, dass für Heldinnen oder Heroinen geschlechtsspezifische Stereotype reserviert sind. Die Heldinnen des Alltags sind die Krankenschwestern oder die Trümmerfrauen. Ihre Stärke liegt im Aufopfern für andere und weniger im heroischen Überwinden von Widerständen. Dem gegenüber stehen die „Sheroes“, die bereits im Namen die männlich geprägte Konstruktion von Helden, Heroen bzw. He-roes aufdecken. Eine Sheroe wäre also eine Figur, die auch das Ende des Heroismus, wie wir ihn kennen, bedeutet. Wie wäre eine Welt zu denken, die ohne maskulinen Heroismus auskommt?

Das Stück begibt sich auf die Suche nach möglichen Sheroes und versucht spielerisch herauszufinden, welche Eigenschaften man dafür haben müsste. Die sechs Darstellerinnen befragen die alten Vorstellungen, die für weiblichen Heldenmut reserviert waren, und versuchen von dort aus neue zu entwickeln.

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credits

Konzept, Choreografie: Christoph Winkler | Von und mit: Lois Alexander, Dagmar Dachauer, Tamar Grosz, Sophie Lèbre, Judith Nagel, Teresa Zschernig Hospitanz: Clemente Dient | Ausstattung: Valentina Primavera | Produktionsdramaturgie: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro | Foto: Rolf Arnold | Kamera: Walter BickmannTanzforum Berlin

Ein Projekt von Christoph Winkler und ehrliche arbeit – freies Kulturbüro. Koproduziert vom Schauspiel Leipzig und Ballhaus Ost Berlin. Gefördert aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Termine

Pressauszüge

Das heroische „Überwinden von Widerständen“ gilt als männliche Domäne. Nicht Handlung oder Leistung allein führt zu Heldenstatus, es bedarf der gesellschaftlichen Akzeptanz. Die Inszenierung spielt mit sechs Tänzerinnen solche Zuschreibungen durch, bricht sie auf und lotet in einer zart tastenden und zugleich zupackenden Suche den Raum für weibliche Helden rollen aus. [...]Tänzerisch bahnt sich der Abend den Weg in oft rhythmische Choreographien, etwa wenn das gehackte Holz perkussiv in den Tanz eingebunden wird. [...]Christoph Winkler ist bekannt für seine Arbeiten, in denen er seine Tanzästhetik so wichtig nimmt wie den Inhalt. Das zeigt sich auch in „Sheroes“, das unverkopft, von jeglicher Theorielast befreit seinen Weg sucht; spielerisch, andeutend, unaufdringlich. Mit einem überzeugenden Ensemble. Die sechs Tänzerinnen, für die Inszenierung in halb Europa zusammengesucht, sind in Leipzig zu einer harmonischen Einheit gewachsen. Die Spielfreude springt über, vom Schauwert und der Leichtigkeit der getanzten Bilder darf man sich getrost forttragen lassen, den roten Faden des Abends zwischendurch aus den Augen verlieren. Er findet sich stets wieder. – 4.2.17, Leipziger Volkszeitung, Dimo Reiss

Dass Winkler die Heterogenität von Körperlichkeiten ausstellt, ist eine Stärke der Inszenierung. Hier [werden] keine gängigen Feminismus-Diskurse wiedergekäut. [...] Zum Glück stilisiert Winkler seine Tänzerinnen nicht zu Heroinen und Karrierefrauen. Eine Erkenntnis des Stücks – und das ist nicht gering zu schätzen – ist, dass alle unterschiedlich sind: Jede ist für sich keine Heldin. – 8.2.17, taz – Leipzig, Kornelius Friz

[...] beeindruckende Soli, eine Art sich ständig verändernde Gruppenplastik, ein Stimmenchorus. Eleganz und kraftvoller Körpereinsatz wechseln einander nicht ab, sondern fließen vielmehr ineinander, auch erotische Spuren werden natürlich gelegt. Und alles ist von leiser Ironie durchzogen. Sehr intuitiv ist Winklers Choreografie, man muss von modernem Tanz nichts verstehen, um ihr folgen zu können. Es entstehen großartige Bilder, in denen männliche und weibliche Posen beständig gebrochen werden. Diverse Rollenzuschreibungen erfassen die Tänzerinnenkörper, entgleiten ihnen wieder. Bis letztlich die Unterscheidung zwischen Männer- und Frauengeste hintergangen wird zugunsten einer Feier des Individuums und individueller Unterschiede. Und doch können die Menschen nur gemeinsam vorankommen, auch das wird ersichtlich. Die Schlussszene steigert sich zu stampfenden Beats und zarter Frauenstimme zu einer solch kraftvollen Feier, dass ihre Intensität die Zuschauer in die Sitze drückt. Dann fällt noch einmal die Axt. Mit großem Wow-Effekt endet der fesselnde Abend. – 8.2.17, KREUZER, Tobias Prüwer