Illness as Practice
2021
Über das Stück
Projektziel:
Das Projekt versucht in Zusammenarbeit mit Betroffenen und den Förderinstitutionen einige Informationen für Künstler*innen zusammenzutragen, welche im Falle einer unerwarteten, schweren Erkrankung hilfreich sein könnten. Dies betrifft größtenteils förderrechtliche Fragen aber auch Fragen der Organisation künstlerischer Arbeit während einer langwierigen Krankheit.
Diese Informationen möchten wir aufbereiten und als ein Handout auch anderen Künstler*innnen zur Verfügung stellen. Uns ist bewußt, dass diese Informationen keine Rechtsverbindlichkeit haben und jeder Fall auch im Einzelnen betrachtet werden muß. Dementsprechend werden wir das Handout auch gestalten. Wir gehen zunächst von Berlin aus möchten in Zukunft aber auch andere Bundesländer einbeziehen.
Wir verstehen dieses Projekt als Teil des Prozesses der zunehmenden Ausdifferenzierung der Alterspyramide in der freien Szene. Die Anzahl von Künstler*innen im oberen Teil der Pyramide (Ü50) ist stark gestiegen und wird das auch weiterhin tun. Damit steigt statistisch auch die Möglichkeit schwerer Erkrankungen. Unsere Meinung ist es daher wichtig diesen Prozess proaktiv zu begleiten.
“So wie jede Erkrankung, berufliche und Lebenssituation individuell ist, die jeweils ganz Unterschiedliches verhindert oder eben doch ermöglicht, so sind auch die Möglichkeiten auf die entsprechenden Umstände bestmöglich im Sinne der Betroffenen reagieren zu können, vom Einzelfall abhängig – wie auch vom jeweiligen Förderprogramm, dessen Hintergrund, Zweck, Ziel und Mittelbindung”.
“Die Kommunikation ist entscheidend, die Transparenz ebenfalls.”
“ Die gemeinsame Suche nach einer individuellen Lösung basierte in der Vergangenheit idealerweise auf einem bereits zuvor (wenn möglich) aufgebauten Vertrauensverhältnis und einer (sofern möglich) kontinuierlichen, von gegenseitigem Respekt geprägten Kommunikation und Verständigung, die eine Einschätzung innerhalb eines gegebenen Kontexts vereinfacht und so viele Dinge beschleunigen kann…”
Fonds Darstellende Künste
Fragenkatalog für den Fall einer schweren Erkrankung im Fördersystem der freien Szene:
– Sollte der Zuwendungsempfänger krank sein, dürfen Mittel für die Infrastruktur (z. B. Probenraum Miete) weiter ausgegeben werden? wenn ja wie lange?
– Sollte der Zuwendungsempfänger über längere Zeit (6Monate und mehr) krank sein, dürfen „feste“ Mitarbeiterinnen weiterbezahlt werden, wenn sie selbständig sind? Wenn ja wie lange?
– Sollte der Zuwendungsempfänger nicht in der Lage sein Entscheidungen zu treffen, wer kann die Entscheidungen treffen? In welchen Bereichen? wie lange?
– Kann der/die Ehepartner/in oder andere Treuhänder entscheidungsbefugt sein?
– Kann man in so einem Fall Ausfallhonorare an Künstler*innen auszahlen?
– Sollte der Zuwendungsempfänger schwer krank sein, kann jemand ihn vorläufig ersetzen ohne die Zuwendung umwidmen zu müssen? Wenn ja, wer kann die Person beauftragen? Könnte z.B. eine Kolleg*in die Arbeit beenden oder andere Formen kreativer Zusammenarbeit gewählt werden?
– Kann man Rücklagen über den Förderzeitraum bilden?
– Kann der Förderzeitraum verlängert werden (Konzeptionsförderungen u.ä.)
– Kann das Projekt verschoben werden (Einzelprojekt), wenn ja wie lange?
– Kann das Format einer Produktion geändert werden um beispielsweise den Workload zu veringern in Genesungsphasen? Kann während immunsupressiver Therapien das Format dahingehend geändert werden, dass Kontakte zu Darsteller*innen minimiert werden oder ganz entfallen?
– Gibt es in Ihrem Haus bereits Erfahrungen mit solchen Fällen? Existiert dafür ein Leitfaden
oder ähnliches?
credits
„Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR,
[Hilfsprogramm DIS-TANZEN/ tanz:digital/ DIS-TANZ-START] des Dachverband Tanz Deutschland.“