Seeing Alvin Ailey
2016, Duet
Über das Stück
Alvin Aileys Arbeit gehört zu den bekanntesten Repräsentanten afro-amerikanischer Identität im Tanz. In seinem wohl bekanntesten Stück „Revelations“ verarbeitete er seine Kindheit in den Südstaaten
der USA und kreierte damit ein wichtiges Werk des modernen Tanzes. Die mittlerweile in Berlin lebende Tänzer-Choreografin Dominique Rosales war Mitglied der Company und hat diese Werke selbst auch getanzt. Diese Arbeit hat sie und ihre weitere Karriere geprägt. Aileys Choreografien basieren auf der Formensprache des Balletts. Ohne Einübung in diese Form konnte ihm der
Ausdruck seiner afro-amerikanischen Identität nicht gelingen. Für Ahmed Soura ist dieser Umweg über die Ballettästhetik hingegen schwer nachvollziehbar. Als jemand der seine Ausbildung schon immer als Patchwork Aufgabe begriffen hat dominiert die Ästhetik des Balletts die Tänzerinnen der Alvin Ailey Company viel zu stark. „Seeing Alvin Ailey“ grieft diese unterschiedlichen Auffassungen
auf und versucht eine Diskussion bzw. ein Streitgespräch mit den Mitteln des Tanzes.
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credits
Konzept, Choreografie: Christoph Winkler | Tanz, Choreografie: Dominique Rosales & Ahmed Soura | Ausstattung: Lena Mody, Valentina Primavera | Technische Leitung: Martin Pilz | Produktionsdramaturgie: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro | Kamera Walter Bickmann Tanzforum Berlin
Ein Projekt von Christoph Winkler und ehrliche arbeit - freies Kulturbüro in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE und monsun.theater Hamburg. Gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten sowie durch das Nationale Performance Netz (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags. Medienpartner: taz.die tageszeitung.
Pressauszüge
Analytisch ergiebig und formal überzeugend ist “Study 2: Seeing Alvin Ailey” mit Dominique Rosales und Ahmed Soura. Hier gelingt eine Debatte mit tänzerischen Mitteln, gestützt durch den Ankündigungstext: Schwer nachvollziehbar findet Ahmed Soura Alvin Aileys “Umweg” über das Ballett, um “seine afro-amerikanischen Identität auszudrücken”. Dominique Rosales wiederum hat “Revelations” getanzt, diesen frühen Klassiker der Alvin Ailey Dance Company, Repertoirestück des ikonischen Ensembles seit 1960. Wenn Rosales und Soura einzelne Sequenzen aus “Revelations” markieren, wird sofort ansichtig, wie tief Aileys Vokabular in Rosales’ Körper verankert ist und wie fern es Soura liegt: Streckt sie das Bein in routinierter Balance zur Arabesque, bleibt er kniebeugig neben ihr stehen. Verflicht sie versiert Jazz Dance-Elemente mit Ballettbewegungen, greift er auf sein eigenes Repertoire zurück, das sich kraftvoll-dynamisch und in frontaler Ausrichtung den weich fließenden, vertikalen Bewegungen widersetzt. Diese Gegenüberstellung wird nicht kommentiert, keine der Körperprägungen oder Tanztechniken überhöht oder desavouiert, sondern ein Schluss aus dem Gesehenen den Zuschauer*innen überlassen. Hier kann ohne wohlmeinend-paternalistische Geste den kolonialen und postkolonialen Prägungen und den Konfrontationen, zu denen sie führen, komplex nachgespürt werden.- Elena Philipp, tanzraumberlin.de