The Lion and the Dragon

The Lion and the Dragon

2016, Duet

Über das Stück

Abseits der eurozentrierten Fixierung auf die Finanz- und Eurokrise entwickelt sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und Afrika mit großer Dynamik. Ein beispielhafter Ausdruck dessen ist das Forum on China- Africa Cooperation, kurz FOCAC genannt. Das letzte dieser Treffen fand 2015 in Südafrika statt und der chinesische Präsident Xi Jinping kündigte dort an bis zu 30 Milliarden Dollar zu investieren oder als Kredite aufzulegen. Dieser Umstand führt dazu, dass China schon jetzt schon als neue Kolonialmacht kritisiert wird. „The Lion & The Dragon“ ist eine Begegnung der Tänzer Naishi Wang und Ahmed Soura – ein Aufeinandertreffen von zwei unterschiedlichen Mentalitäten mit dem Ziel beide zu hinterfragen. Beide Tänzer haben am Anfang ihrer Ausbildung klassischen chinesischen bzw. afrikanischen Volkstanz studiert und von diesem Standpunkt aus mit zeitgenössischem Tanz beschäftigt. Ein wichtiger Unterschied zwischen den traditionellen Tanzauffassungen beider Kulturen liegt im Umgang mit Animismus. Während ein afrikanischer Tänzer bei der Darstellung eines Löwen oder eines Büffels immer versucht sich in die Seele des Tieres einzufühlen, stilisiert der chinesische Tanz das Abbild und die Bewegungen eines Tieres, beispielsweise den Adler oder den Drachenflug. Ausgehend von diesen Unterschieden, diskutieren die beiden Performer tänzerisch über die Problematik des Ausgleiches zwischen den ökonomischen Interessen Chinas und dem wachsenden Selbstbewusstseins des aufstrebenden, afrikanischen Kontinents.

videos

credits

Konzept, Choreografie: Christoph Winkler | Tanz, Choreografie: Ahmed Soura & Naishi Wang | Ausstattung: Lena Mody, Valentina Primavera | Technische Leitung: Martin Pilz | Produktionsdramaturgie: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro | Kamera Walter Bickmann Tanzforum Berlin

Ein Projekt von Christoph Winkler und ehrliche arbeit - freies Kulturbüro in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE und monsun.theater Hamburg. Gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten sowie durch das Nationale Performance Netz (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags. Medienpartner: taz.die tageszeitung.

Pressauszüge

ine Battle liefert sich in “Study 5: The Lion and The Dragon” der Winkler-Veteran Ahmed Soura, der schon in “Hauptrolle” oder “Dance Is Not Enough” seinen an afrikanischem wie europäischem Tanz geschulten Stil beweisen konnte, mit dem sowohl in chinesischen als auch zeitgenössischen westlichen Techniken ausgebildeten Naishi Wang, der ebenfalls schon öfter mit Winkler gearbeitet hat. Aufhänger für das Duett ist die Wirtschaftskooperation zwischen Afrika und China. Ist es aussagekräftig, dass Afrika wieder einmal undifferenziert als ganzer Kontinent einem investierenden oder: neokolonialistischen Land gegenübergestellt wird? Jedenfalls erklären Wang und Soura wie im Schulunterricht, dass China Straßen, Krankenhäuser und Flughäfen baut, die es clevererweise nur an die jeweiligen Landesregierungen vermietet statt sie zu verkaufen oder zu übereignen, und dafür Rohstoffe wie Erdöl, Baumwolle oder Koltan erhält. China wirbt zudem afrikanische Arbeitskräfte an – was Soura und Wang zum kalauernden Klischee-Kontest anregt: Chinesen arbeiten nur und genießen ihr Leben nicht, provoziert Soura; Afrikaner sind zu laut und haben keine Familienwerte, kontert Wang. Und während die zwei Tänzer zu den Gemeinplätzen singen und beatboxen, lässt sich “afrikanisches” und “asiatisches” Bewegungsvokabular einer vergleichenden Studie unterziehen: Souras rhythmisch komplexe Schritt- und Isolationstechnik, mit Betonung der Schultern und wie um das Körperzentrum nach vorne gewölbten Flanken und Extremitäten; Wangs Trippelschritte und weich geschwungene, fließende Armbewegungen mit extrem artikulierten Händen, die visuell als “asiatisch” vertraut sind. Selbstexotisierung statt Strukturaufdeckung? Elena Philipp, tanzraumberlin.de