Radical Minimal

Radical Minimal

2022, Dauer: 70 Minuten

Über das Stück

Mit „Radical Minimal“ will die Berliner Company Christoph Winkler neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Minimal Music, zeitgenössischem Tanz und Diversität entwickeln. Dazu werden drei bekannte, klassischerweise abstrakt gelesene Stücke der Minimal Music erforscht und anhand von eigenen, thematisch orientierten Choreografien neu interpretiert: „Come Out“ von Steve Reich, „Coming Together“ von Frederic Rzewski und „Stay on it“ von Julius Eastman. Die Entwicklung der Choreografien fußt dabei sowohl auf der Rezeptionsgeschichte der Stücke in Musik und Tanz als auch auf ihrer jeweiligen Verbindung zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Besonders eindrücklich zeigt sich der thematische Ansatz am Beispiel Steve Reichs: „Come out“ verfremdet die Zeugenaussage eines jungen, afroamerikanischen Mannes, der im Zuge der Harlem-Unruhen 1964 verhaftet und Opfer von Polizeigewalt wurde. Die Komposition entstellt seine Stimme durch progressives Sound-Layering immer weiter und greift dadurch auch der medialen Vervielfältigung tragischer Einzelschicksale vor, welche einem heutigen Publikum aus dem Kontext von Black Lives Matter bekannt ist. In der Choreografie von A.T. Kersmaeker wurde das Stück zu einem Klssiker des zeitgenössischen Tanzes, der allerdings die Thematik des Ursprungstexts eher kaschiert. In „Radical Minimal“ soll nun der ursprüngliche Kontext durch eine Neubearbeitung zusammen mit Adebajo Oluwafemi Israel und Rasheed Ridwan von der nigerianischen The Future of Dance Company sichtbarer werden.

Alle drei Kompositionen werden in „Radical Minimal“ zu einer gemeinsamen Live-Performance mit dem Zafraan Ensemble und weiteren internationalen Gastmusikerinnen kombiniert, in der für jedes Stück eine eigene choreografische Sprache entwickelt werden soll. Zusätzlich ist eine erweiterte filmische Version für ein größeres Publikum geplant.

videos

Coming Together - Deutscher Tanzpreis 2022 | AALTO-THEATER ESSEN

Stay On It - Kühlhaus- Berlin

Come Out - Kühlhaus- Berlin

Coming Together - Kühlhaus- Berlin

Dies ist eine Version von "Come Out" für vier Tänzer. Mitglieder der Future Of Dance Company inszenierten und führten diese Version im Seaside Cottage Theater - Barriga Lagos auf.

credits

Konzept: Christoph Winkler | Music: Zafraan Ensemble - Flöte: Liam Mallett - Saxophon: Martin Posegga - Klarinette: Miguel Pérez Iñesta - Perkussion: Daniel Eichholz - Klavier: Clemens Hund-Göschel - Violine: Emmanuelle Bernard - Viola: Josa Gerhard - Violoncello: Martin Smith | Von und mit: Oluwafemi Israel Adebajo, Lisa Rykena, Aloalii Tapu, Ridwan Rasheed, Raha Nejad, Sophie Prins, Andromeda Gervásio | Sprecher: Howard Katz, Martin Hansen | Köstume: Marie Akoury  | Video editing: Gabriella Fiore | Video contribution: Vadim Epstein, Matthias Härtig | Technische Leitung: Fabian Eichner | Produktionsleitung: Laura Biagioni

Eine Produktion der Company Christoph Winkler in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und die Kulturstiftung des Bundes aus Mittel der Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Termine

Pressauszüge

[...] Geschäftsführer Michael Freundt, der durch den Abend der Preisverleihung führte, erklärt: "Mit dem Deutschen Tanzpreis werden herausragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschland geehrt - ganz gleich, ob sie auf oder hinter der Bühne, in Pädagogik, Publizistik, Wissenschaft oder anderen Bereichen des Tanzschaffens wirksam waren und sind. Zudem werden Interpreten, Ensembles und Projekte in der Tanzlandschaft für zukunftsorientierte Initiativen, modellhafte Konzepte oder außergewöhnliche Produktionen geehrt."
Ausgezeichnet wurden diesmal die Choreografen Marco Goecke und Christoph Winkler sowie Reinhild Hoffmann, eine der Pionierinnen des deutschen Tanztheaters, mit einem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk. Geehrt wurde zudem der Verein Aktion Tanz für sein besonderes Engagement in der Tanzvermittlung.
Alle präsentieren dem Publikum eine Kostprobe ihres künstlerischen Schaffens und wurden zudem mit kurzen Filmporträts vorgestellt. Besonders beeindruckend die Uraufführung von "Coming Together", choreografiert von Christoph Winkler. Laudatorin und Tanz-Dramaturgin Elisabeth Nehring: „Christoph Winkler ist nicht nur Choreograf, sondern auch ein unbedingter Forschergeist, der sich mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Rassismus und Postkolonialismus auseinander gesetzt hat - lange bevor sie auch im Tanz en vogue wurden.“
Frank Blum - Stadt Spiegel